Wien, Innsbruck, Berlin (aho) – Sogenannte ESBL-Bakterien sorgen immer wieder für spektakuläre Schlagzeilen. So starben in einer Bremer Klinik im November 2011 drei Neugeborene an einem antibiotikaresistenten ESBL-Keim. Zehn weitere Babys erkranken schwer. In der Laienpresse und von Politikern wurde umgehend ein Zusammenhang mit der „Massentierhaltung“ hergestellt.
ESBL-Keime erzeugen ein verändertes Enzym der Beta-Laktamase, welches Antibiotika wie Penicilline und bestimmte Cephalosporine inaktiviert. ESBL-produzierende Bakterien verursachen ein weites Spektrum an humanen Erkrankungen wie Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen oder Sepsis. Bisher wird in der Wissenschaft der Mensch als hauptsächliches Reservoir für ESBL-produzierende Bakterien angesehen.
Wissenschaftler der Veterinärmedizinische Universität Wien, der Medizinischen Universität Innsbruck und der Freien Universität Berlin zeigen jetzt eine andere Quelle für ESBL-Keimen auf: Hunde und Katzen.
Bei ihren Untersuchungen in Tirol konnten sie bei zehn von 136 Katzen und zwei von 92 Hunden 13 ESBL-produzierende E. coli-Bakterien isolieren. Zehn der positiven Tiere stammten aus Tierschutzeinrichtungen. Die bei mehreren Hunden und Katzen ermittelten Sequenztypen der ESBL-produzierenden Isolate wurden bereits bei schwerwiegenden Infektionen bei Menschen isoliert.
Ein Risikofaktor für die Entstehung von ESBL-Bakterien Enterobacteriaceae ist die Therapie mit Cephalosporinen der dritten Generation, die bei der Behandlung von Hunden und Katzen in der Kleintierpraxis oft zum Einsatz kommen. In der jetzt in der Berliner und Münchener Tierärztlichen Wochenschrift publizierten Studie war bei den positiven Tieren in den letzten sechs Wochen vor der Probennahme eine antibiotisch Behandlung nicht dokumentiert. Hier ist aber eine Übertragung von ESBL-produzierenden E. coli aus einer früheren Antibiotikatherapie durch den engen Kontakt in einer Tierschutzeinrichtung denkbar. (1)
Seit Jahren beklagen Fachleute den völlig unkontrollierten Einsatz von Antibiotika in der Kleintierpraxis. Dabei wird immer wieder betont, dass Hunde und Katzen zumeist in den Haushalten in engem Kontakt zum Menschen gehalten werden, was den Austausch von antibiotikaresistenten Keimen fördert. Tierische Lebensmittel wie Fleisch oder Eier werden zumeist vor dem Verzehr erhitzt, was antibiotikaresistente Keimen abtötet.
(1) Natalie Franiek, Dorothea Orth, Katharina Grif, Christa Ewers, Lothar H. Wieler,
Johann G. Thalhammer, Reinhard Würzner
ESBL-produzierende E. coli und EHEC bei Hunden und Katzen in Tirol als mögliche Quelle für humane Infektionen
Berl Münch Tierärztl Wochenschr 125, 469–475 (2012)
DOI 10.2376/0005-9366-125-469
*Quelle:
KLICKDas ganze ist ein sehr interessanter Bericht. Seit Jahren gibt es die Warnungem beim Verzehr von Fleischprodukten. Ich würde es nun auch mal interessant finden die Ressistenzen der Haustiere gegenüber Antibiotika zu erforschen bei den Tieren die gebarft werden. Diese Studie beweisst ja wieder, wie weitreichend alles miteinander verzahnt ist.
GLG
Marion, Puck und Yukon